Wie im Himmel, so auf Erden …

Willkommen in der Realität

Wir leben im Advent. Dies ist eine Zeit der Hoffnung. Diese Welt braucht Hoffnung. Diese Welt braucht Licht. Die Realität ist aber eine düstere. Ein wesentlicher Teil der Adventsbotschaft ist die Hoffnung – ist die Botschaft und Verheißung von Jesu Wiederkunft.

Apostelgeschichte 1, 10 Als sie nach seinem Weggang immer noch gespannt zum Himmel aufschauten, da standen auf einmal zwei Männer bei ihnen. Sie waren in leuchtendes Weiß gekleidet. 11 „Ihr Männer von Galiläa“, sagten sie, „was steht ihr hier und starrt in den Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird genauso wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel gehen sehen.“ 

„Wann richtest du dein Reich für dein Volk wieder auf?“ – diese Frage stellen die Jünger Jesus kurz vor seinem Verschwinden in den Himmel. Die Jünger denken wie wir. Uns interessiert, was wir vor Augen haben.

Das ist die Frage: was hat eine Wiederkunft Jesu, oder gar die Himmelfahrt Jesu mit dem zu tun, was uns heute im Alltag beschäftigt. Es sind historische oder zukünftige Ereignisse, mit denen sich die Spezialisten beschäftigen. Aber wir suchen doch eher die praktischen Lösungen, Ratschläge … Wir diskutieren über politische Entwicklungen, über rasante gesellschaftliche Verschiebungen, über die geopolitische Lage.

Für die Jünger war das die Frage nach dem Reich Gottes. Der römische Kaiser regiert uns. Wann werden wir wieder frei? Wann Jesus regierst du in unserem Volk? Israel sucht den Retter – Jesus, wann ist es soweit?

Wie im Himmel – so auf Erden

Jesus verdeutlicht mit seinem Verschwinden an Himmelfahrt und mit der Verheißung der Wiederkunft durch die Engel eine merkwürdige Verbundenheit zwischen Himmel und Erde. Himmel und Erde sind beides Dimensionen der guten Schöpfung Gottes.

„Der Blick auf den Himmel, wie ihn die Bibel uns zeigt, ist ein zweifacher:

  • Der Himmel steht indirekt mit der Erde in Beziehung, sodass jemand, der im Himmel ist, gleichzeitig überall auf der Erde gegenwärtig sein kann. Daher bedeutet die Himmelfahrt, dass Jesus ansprechbar, verfügbar und zugänglich ist, ohne dass man an einen bestimmten Ort der Erde reisen muss, um ihn zu finden.
  • Der Himmel ist sozusagen der Kontrollraum für die Erde; er ist das Büro des Geschäftsführers, des CEO, der Ort von dem alle Anweisungen ausgehen. „Mir ist alle Macht gegeben – im Himmel und auf Erden!“ (Mt 28,19) (N. T. Wright)

Wir haben die Vorstellung, dass der Himmel ein Ort „geistlicher übernatürlicher Wirklichkeit“ ist und nicht materieller Wirklichkeit, wie wir sie sehen und fassen können. Wir denken den Himmel in philosophischen Maßstäben. Wir denken, was wir sehen, ist die Realität: die Erde! Der Himmel aber ist irrational, weil wir es nicht sehen – Übernatürlich eben.

Aber: die Bibel spricht vom Himmel als der „ewigen Realität“ – und die Erde eine vergängliche Realität. Jesus macht deutlich: Es gibt mehr und Größeres, als das, was wir vor Augen haben. Willkommen in der Realität!

Wir beten zwar: wie im Himmel, so auf Erden. Aber wir sind überzeugt: hier müssen wir alles selbst regeln – im Himmel regelt das Gott. Wichtig ist nur, dass wir es so machen, wie Gott es will. Aber mit seinem Verschwinden hat Jesus auch seine Kraft an seine Gemeinde geschenkt. Eine Kraft, mit der im Himmel regiert wird. Eine Kraft, die uns verbindet mit dem, der regiert.

„Ihr aber werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist kommt …“ Es geht nicht nur darum, dass wir tun, „was der Himmel will“ – sondern, dass wir aus der Kraft Gottes leben. Es geht nicht darum, dass wir Reich Gottes machen und bauen – sondern, dass wir aus der Kraft Gottes leben.

Paulus weiß: das Beste kommt noch. Jesus kommt! Aber schon jetzt erkennen und leben wir mit dieser himmlischen Realität – die wir noch nicht sehen. Aber ab und an bricht sie in der Welt durch. Wie am Geburtstag Jesu, als die Hirten auf dem Feld den himmlischen Chor hörten und sahen!

Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
O daß mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
daß ich dich möchte fassen!

(Paul Gerhardt)

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